Die Konzentration der Aufmerksamkeit in Sachen Launcher auf die drei NewSpace Kleinträger von Isar Aerospace, Rocket Factory Augsburg und HyImpulse hierzulande könnte den Blick auf Wichtiges verstellen, welches jenseits des Gartenzauns passiert. Und dort tut sich gerade Großes. Genauer gesagt: weit im Westen, in Spanien.
Nach dem erfolgreichen Flug von MIURA 1 am 7. Oktober 2023 hat PLD Space seine technologischen und industriellen Fähigkeiten weiter ausgebaut und wichtige Meilensteine bei der Entwicklung und Herstellung von Strukturen, Antriebstechnik und wiederverwendbaren Systemen erreicht. Diese Innovationen werden mit der Trägerrakete MIURA 5 vorgestellt und weiter ausgebaut. Fortschritte bei der MIURA 5-Entwicklung betreffen besonders das TEPREL-C-Triebwerk; es ist die vierte Generation des firmeneigenen Flüssigtreibstofftriebwerks, das mit MIURA 1 erfolgreich flugerprobt wurde. PLD Space ist eines von nur drei Unternehmen in Europa, die in der Lage sind, Flüssigtreibstofftriebwerke zu entwickeln.
In ihrer neuen 12,500 m² – Produktion in Elche (Alicante) werden neueste Produktions- und Automatisierungstechniken eingesetzt, um mit maximaler Qualität und Präzision bei allen Herstellungsprozessen ab 2025 sechs komplette MIURA 5-Träger und 60 TEPREL-C-Motoren zu liefern. Diese Motoren mit 190.000 kN Schub sind das Herzstück der MIURA 5, die ihren Jungfernflug 2025 absolvieren soll. Der kommerzielle Betrieb soll 2026 starten, über 596 Millionen Euro „Start“-Kapital im wahrsten Sinne des Wortes hat das Unternehmen schon für diese ersten Launchkampagnen auf dem Markt eingesammelt. Darüber hinaus erfreut es sich der beispielhaften Unterstützung durch die Regierung Spaniens, der die Entwicklung von MIURA 5 40,5 Millionen Euro wert war und die damit auch private Investoren wie die Santander Bank mit rund 30 Millionen Einlage motivieren konnte. Toxische Staatsaufträge für Bedenkenträger-Gutachten mit Showstopper-Funktion: in Spanien jedenfalls ganz offensichtlich Fehlanzeige.
Und mit dem Programmstart für MIURA 5 ist es nicht getan. Denn folgen soll nahtlos eine ganze Familie von Trägern unter dem Programmnamen MIURA NEXT mit den Trägern MIURA Next, MIURA Next Heavy und MIURA Next Super Heavy. Erstflug einer “Next” soll hier schon 2030 sein. Die Spitze möglicher Leistung markiert die Super Heavy mit diesen Zieldaten: über 16 Tonnen zum Mond, 13 Tonnen zum Mars in der Einmalversion und 3,6 Tonnen zum Mond, 2,4 Tonnen zum Mars in der rückkehrbaren Version. Darüber hinaus setzt das Unternehmen großen Entwicklungsehrgeiz in seine neue astronautisch nutzbare 8 Kubikmeter-Kapsel LINCE. Unbemannter Testbeginn mit MIURA 5: 2028, Start für Orbitalflüge 20230 – beides vom CSG in Französisch Guyana.
Was immer davon Wirklichkeit wird und wann – der Blick über den Zaun in Nachbars Garten bleibt spannend.
Quelle u.a.: Satnews.com