… für das DLR
Experimente in Schwerelosigkeit sind für die Forschung in unterschiedlichen Bereichen von essenzieller Bedeutung. Die Möglichkeiten, solche Experimente durchführen zu können, sind jedoch begrenzt. Daher hat die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) die deutsche Firma The Exploration Company (TEC) beauftragt, wissenschaftliche Experimente mit einer Gesamtmasse von 160 Kilogramm an Bord ihrer neu entwickelten Kapsel „Nyx“ – benannt nach der griechischen Göttin der Nacht – in den Weltraum zu bringen. Eine kleinere Version der Kapsel mit einem Durchmesser von 2,5 Metern soll zum ersten Mal mit Kundennutzlasten in dem Demo-Flug „Mission Possible“ voraussichtlich im Juni 2025 in den Weltraum starten. Ab 2028 soll die Raumkapsel dann im Rahmen einer Transportmission der Europäischen Weltraumorganisation ESA die Internationale Raumstation ISS mit Gütern versorgen, während des Fluges sollen gleichzeitig wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden. Damit wird TEC die erste europäische und einzige deutsche Firma sein, die derartige Flüge anbieten wird.
„Die Forschung hat einen großen Bedarf, Experimente im Weltraum durchzuführen. Hier entstehen Innovationen, und gleichermaßen wird die Grundlagenforschung vorangebracht. Mit den Flügen auf der deutschen Nyx-Kapsel eröffnen wir der Wissenschaft die Möglichkeit, auf einer neuen Plattform ihre Forschung unter Weltraumbedingungen vorantreiben zu können“, sagt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. „Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR tritt als Kunde für eine Dienstleistung auf und entspricht damit dem eigenen Anspruch, vermehrt als Ankerkunde aufzutreten. Ausschlaggebend für die Vertragsunterzeichnung war, dass wir mit Nyx einen weiteren Baustein für die Vorbereitung der Post-ISS-Zeit legen.“
„Wir fühlen uns geehrt und sind sehr dankbar, dass die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR mit diesem Vertrag ein so starkes Zeichen für die deutsche Raumfahrtindustrie setzt und uns das Vertrauen gibt, diese wichtige Forschung auf unserer Raumkapsel Nyx zu fliegen“ sagt, Hélène Huby, Co-Founder und CEO von The Exploration Company.
Einzigartige Möglichkeit für Experimente in Schwerelosigkeit
Die Forschung hat großen Bedarf an Experimenten in der Schwerelosigkeit, in denen Effekte beobachtet werden, die nach mehreren Minuten auftreten und einen Beobachtungszeitraum von mehreren Stunden bis Tagen erfordern. Aktuell gibt es keine europäische Fluggelegenheit für Experimente, die größere Anlagen über 100 Kilogramm benötigen. Insbesondere Transportflüge zur ISS werden derzeit nur von außereuropäischen Anbietern durchgeführt, auch Wiedereintrittskapseln sind europaweit nicht verfügbar. Hier wird die Nyx-Kapsel eine wichtige Lücke für europäische Bedarfe füllen. Deutschland will hierdurch Forschung unter Weltraumbedingungen in den Bereichen Biologie, Medizin, Humanphysiologie, Physik und Materialforschung voranbringen.
Strahlungsforschung aus der Region Köln-Bonn mit an Bord
An Bord der Nyx-Demo-Mission „Mission Possible“ im Juni 2025 wird ein Kooperationsexperiment der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des DLR Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin sein, das von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gefördert wird. Im Projekt „RayPairNyx“ werden Schimmelpilzsporen im Weltraum untersucht. Während des Testflugs soll dabei die Auskeimung von strahlungsgestressten Schimmelpilz-Sporen in Mikrogravitation analysiert werden, um das Verständnis grundlegender Mechanismen auf genetischer und metabolischer Ebene zu erweitern. Die Untersuchung von Schimmelpilzsporen unter Weltraumbedingungen hilft dabei, mögliche Gefahren durch Schimmelpilze für die Gesundheit von Astronautinnen und Astronauten und die Lebenserhaltungssysteme in der Raumfahrt zu bewerten. Die Experimenthardware wird von einem weiteren deutschen Start-up, der Yuri-GmbH aus Meckenbeuren, bereitgestellt. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung geeigneter Vorkehrungen und Kontrollmaßnahmen einfließen, um das schädliche Wachstum von Schimmelpilzen in Raumstationen bzw. -kapseln zu verhindern oder einzudämmen.
Die Nyx-Kapsel
Die Nyx-Kapsel wird einen Durchmesser von vier Metern haben und insgesamt 4.000 Kilogramm Ladung in mehreren Experimenten befördern können. Da sie unbemannt fliegt, ist sie ideal für automatisierte Nutzlasten und auch als „Freeflyer“ geeignet. Sie wird mit den Experimenten zur ISS transportiert und nach wenigen Wochen wieder zur Erde zurückkehren. Zurück am Boden werden die Ergebnisse ausgewertet. Sie kann somit auch komplexe und dementsprechend schwere, beziehungsweise voluminöse, wissenschaftliche Experimente wie zum Beispiel optische Atomuhren transportieren. Derartige Experimente sollen unter anderem die Entwicklung der nächsten Generation von Navigationssystemen unterstützen. Geplant sind weiterhin zellbiologische Experimente zu grundlegenden Fragestellungen aus der Krebs- und Alternsforschung.
Forschung unter Schwerelosigkeit
Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR bietet bislang zweimal jährlich Parabelflugkampagnen, ganzjährig die Nutzung des Fallturms in Bremen sowie in der Regel alle zwei bis drei Jahre den Mitflug von Experimenten auf TEXUS-Höhenforschungsraketen für die Wissenschaft an. Auf einem Parabelflug stehen wiederholt jeweils ungefähr 22 Sekunden Schwerelosigkeit zur Verfügung, im Fallturm sind es 4,5 bis 9 Sekunden und auf einer TEXUS-Mission etwa sechseinhalb Minuten. Langzeitforschungen können auf der ISS durchgeführt werden. Mit der Nyx-Kapsel wird diese exzellente deutsche Weltraumforschung vervollständigt werden. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR fördert die Nutzung der Nyx-Kapsel mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
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