Kommentar
Am 4. Mai folgte Eutelsat der Empfehlung seines Ausschusses für Nominierung und Governance und feuerte die Chefin Eva Berneke, um sie schon ab dem 1. Juni durch Jean-François Fallacher zu ersetzen.
Berneke hatte das Unternehmen seit 2022 geführt und war dabei nicht unbedingt durch Geräuschlosigkeit des Vorgehens aufgefallen. 2023 trieb sie Zusammenschluss mit und Integration von OneWeb voran und dabei Thierry Breton auf die Palme und in einen legendären Wutanfall; der „Kommissar der Konzerne“ hatte Eutelsat neben Airbus, Thales, SES, Hispasat und anderen als Protégé seiner IRIS2-Konzeption für Höheres vorgesehen und betrachtete das Vorgehen von Eutelsat mit dem nichteuropäischen OneWeb als Verrat an seinem Europa.
Nichtsdestoweniger avancierte Eutelsat in der Folgezeit zu einem der Hauptakteure in der geplanten EU-Multi-Orbit-Konstellation IRIS2, nachdem die beiden Superschwergewichte des SpaceRise-Konsortiums, Airbus und Thales, wegen für sie unabsehbarer finanzieller und technischer Risiken des Projektes überraschend ausgestiegen waren und sich fürderhin nur noch für den Fall des Bedarfs an Satellitenbaukapazitäten empfahlen.
Neben SES und Hispasat avancierte Eutelsat so zu einem der drei verbliebenen Musketiere im „SpaceRestRise“-Konsortium. Entsprechend stiegen die finanziellen Anforderungen an die Beibringung eines industriellen Eigenanteils zum Projekt auf rund zwei Milliarden Euro. Mit der öffentlichkeitswirksamen Bezweiflung entsprechender Leistungsfähigkeit durch Finanzauguren zum Jahreswechsel sackte die Aktie ins Bodenlose, um zu späterem Zeitpunkt, befeuert durch die Hoffnung von Investment-Experten ohne übertriebene Ahnung von Raumfahrt auf die Übernahme der Rolle von Starlink bei der Verteidigung der Ukraine, wieder stark in der Anlegergunst zu steigen. Allerdings fanden die lautstarken Aussagen von Berneke über die enormen technischen und finanziellen Nachteile von OneWeb gegenüber Starlink auch genügend Resonanz bei den Zweiflern. Das wiederum befeuerte die Skeptiker und rief die Politik auf den Plan, um einen solchen zur finanziellen Rettung durch den Staat zu prüfen.
Für die Beschreibung des Wirkens von Berneke könnte in deutscher Sprache wohl am ehesten noch die Formulierung eines „nicht unbedingt von glücklicher Hand, dafür aber umso mehr von kräftigem Stimmband geprägten Agierens“ passen. In der Sprache der Diplomatie jedoch findet der Aufsichtsrat von Eutelsat für den Entlassungsakt diesen nachfolgend unnachahmlichen Ausdruck, indem überhaupt nicht von Entlassung, sondern nur von der Neuregelung gesprochen wird: „Da Eutelsat nach der Integration mit OneWeb in die nächste Phase eintritt und vollständig auf eine IRIS2-Zukunft ausgerichtet ist, hat das Unternehmen Jean-François Fallacher zum neuen CEO ernannt. … Die Ernennung ist eine natürliche Veränderung, die Eutelsat vollständig auf das Telekommunikations-Ökosystem ausrichtet.“
Im Klartext: Berneke war für´s Grobe gut, aber für die Zukunft in der Welt der Telecom braucht es andere Kaliber. Ein solches hat man offensichtlich nun mit Jean-François Fallacher gefunden, er kam nach einer langen Karriere zu Eutelsat, während derer er unter anderem in der Funktion als COO von Wanadoo vor, während und nach der Übernahme seines Unternehmens durch France Telecom ein Weggefährte von deren CEO war. Sein Name: Thierry Breton. Zufall, oder doch eher:
Feuern und Fügen auf feine französische Art?