Die ESA prüft derzeit die Bewerbungsunterlagen von einem Dutzend Hersteller neuer Träger für einen Platz im Förderplan der Agentur. Dabei ist nicht sicher, wie viele der Antragsteller diese Hürde nehmen werden. Sicher sind nur zwei Dinge:
- Erfolgreiche Kandidaten können mit einer Unterstützung von 169 Millionen Euro für Startaufträge und Demonstrationen rechnen
- Die ESA verlässt für dieses Vorhaben den Pfad des Georeturns und plant, eine Gruppe von Unternehmen auszuwählen, von denen die Mitgliedstaaten dann auf der Ministerkonferenz entscheiden, welche sie finanzieren wollen.
Toni Tolker-Nielsen, ESA-Direktor für Raumtransport, ließ die ausgewählten Unternehmen am 7. Juli bekannt geben. Es handelt sich dabei um alte Bekannte:
Die ESA hat die Unternehmen, die Vorschläge für die European Launcher Challenge eingereicht haben, nicht früher bekannt gegeben, obwohl einige Unternehmen, von denen allgemein angenommen wird, dass sie teilnehmen, in den letzten Wochen Meilensteine bekannt gegeben haben, um ihre Fortschritte zu unterstreichen. So hatte MaiaSpace, das hauseigene Startup von ArianeGroup, welches eine Trägerrakete mit einer wiederverwendbaren ersten Stufe entwickelt, schon am 13. Juni mehrere französische Regierungsmitglieder in seinen Einrichtungen außerhalb von Paris willkommen geheißen. Dabei gab das Unternehmen seine Absicht bekannt, dort eine 10.000 Quadratmeter große Fabrik für die Produktion der Trägerrakete zu errichten. MajaSpace verfolgt die Idee, dezidierte Trägerstarts mit Microlaunchern dank Wiederverwendbarkeit zu Preisen von Rideshare-Angeboten zu realisieren.
Andere Unternehmen wie die britische Orbex halten diese Vision für unrealistisch und wollen an der European Launcher Challenge teilnehmen, um über die Förderung ihres Microträgers – in diesem Falle „Prime“ – ein mittelgroßes Vehikel auf die Beine zu stellen, das den Großraketen preislich die Stirn bieten kann.
Das französische Unternehmen Latitude dagegen wollte die Challenge nutzen, um die Nutzlastkapazität seiner Zephyr-Rakete schnell von 200 auf 300 Kilo zu erhöhen, während sein Management die Befürchtung hegt, dass bei diesem Vorgehen der ESA entweder am Ende die bevorzugt werden, die diese Finanzierung im Grunde gar nicht benötigen, oder aber jene profitieren, die am privaten Kapitalmarkt nicht erfolgreich sind. So kommt Latitude-CEO Stanislas Maximin auch trotz eigener Teilnahme zu dem Schluss, dass es sich bei dieser Launcher Challenge um ein „ziemlich merkwürdiges Programm“ handelt. Umgekehrt schien nun die Zuneigung zu Latitude auch nicht sonderlich ausgeprägt.
Ob das nun so ist oder nicht: das Potential, „merkwürdig“ zu sein, steckt auf jeden Fall in der zentralen Konsequenz der Aufgabe des Georeturns: sie öffnet Räume für Kuhhandel, wie man sie bei einer ESA-MK noch nicht gesehen hat.
Quelle: https://spacenews.com/esa-prepares-downselect-for-european-launcher-challenge/