Klartext Raumfahrt

Nihil fit sine causa

Airbus und Thales mit gemeinsamer Front bei Satelliten

©EUSPA, ©EU Agency for the Space Programme

Und ein dicker Schlussstrich unter IRIS2 ?

Airbus und Thales erwägen die Zusammenlegung vor allem ihrer Satelliten-Sparten, wird die Agentur Reuters zitiert. „La Tribune“ hatte zuvor über Fusionspläne für die Raumfahrt-Sparten berichtet. Airbus und Thales Alenia Space, an der die italienische Leonardo 33 Prozent hält, sind die größten Hersteller von Telekom-, Navigations- und Überwachungs-Satelliten in Europa.

Von den Unternehmen Airbus, Airbus Defence & Space, Thales, Thales Alenia Space und Leonardo selbst ist dazu noch nichts zu vernehmen.  Airbus hatte in diesem Jahr weitere 900 Millionen Euro auf sein defizitäres Satelliten-Geschäft abgeschrieben, so wie schon 2023 eine halbe Milliarde.

Bei Airbus macht die Satelliten-Sparte Space Systems rund ein Fünftel des Umsatzes des gesamten Raumfahrt-Geschäfts von 11,5 Milliarden Euro aus. Thales Alenia Space kam 2023 auf 2,2 Milliarden Euro Umsatz. Die beiden Partner brauchen jetzt noch die Zustimmung der EU-Kartellbehörden sowie der Regierungen in Paris und Rom.

Keine halben Sachen

Mit der Vereinigung der Kräfte allein, also vor allem mit der Nutzung von Synergien und der Vermeidung weiterer Kosten der Aufrechterhaltung von Konkurrenz zueinander, ist offenbar für die beteiligten Konzerne der Drops noch nicht gelutscht. Generell zu unattraktiv scheint ihnen das, was Europa als Markt und als institutioneller Kunde zu bieten hat. Keine halben Sachen also: So wie man schon dankend abwinkte, als die ESA noch vor kurzem mit möglichen Mini-Margen lockte, scheint nun auch die Brüsseler Konkurrenz der ESA um die politische Vorherrschaft des Kontinents im All breitseitig von Körben getroffen zu werden: Airbus und Thales haben ihren Kollegen der Top-Ebene des SpaceRise-Konsortiums für IRIS2, Eutelsat, Hispasat und SES, per Brief mitgeteilt, dass man sich zur Vermeidung von technischen und finanziellen Risiken aus dem Konsortium und vom Projekt selbst zurückziehen wolle. Diese Nachricht kommt zu einer Zeit, da manche Medien eher die Einigung zwischen dem Konsortium und der Kommission auf einen Kostenkompromiss als denn gar solche Entwicklungen nahe wähnen. Wenn die Botschaften wie dargelegt aber tatsächlich ernst gemeint und keine taktische Drohkulisse sind, dann war es das für IRIS2. Denn ein Großunternehmen unterhalb der Ebene Airbus/Thales, welches glaubwürdig die Verantwortung für technologische wie finanzielle Herausforderungen dieser Dimension annehmen und erfolgreich meistern könnte, ist weit und breit nicht in Sicht – jedenfalls nicht in Europa. Und die KMU, die es dann auf ihre Weise wiederum sehr wohl könnten, wie die EU-Kommission selbst mit Brief und Siegel dem technischen Angebot von Reflex Aerospace und Co attestierte, die will man in Brüssel nicht.

 

Quellen u.a.:

https://ch.zonebourse.com/cours/action/AIRBUS-SE-4637/actualite/Airbus-et-Thales-Alenia-reevaluent-leur-participation-a-Iris2-47389607/

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/so-will-die-eu-mit-elon-musk-im-weltall-konkurrieren-19847686.html

https://www.lesechos.fr/industrie-services/air-defense/pourquoi-airbus-et-thales-examinent-un-rapprochement-dans-les-satellites-2107931

https://www.telcotitans.com/infrawatch/eu-under-pressure-to-get-iris-off-the-ground/8262.article

 https://www.latribune.fr/entreprises-finance/industrie/aeronautique-defense/airbus-et-thales-etudient-tres-serieusement-un-rapprochement-de-leurs-activites-spatiales-1002299.html