Exolaunch – eine Einschätzung
Exolaunch, die mittlerweile für Kunden aus aller Welt erfolgreiche Mitflugzentrale mit Destination Weltraum, feierte jüngst einen weiteren Erfolg auf der SpaceX Transporter-10 Rideshare-Mission mit 28 Kundensatelliten an Bord. Damit steigt das „flight heritage“ des Unternehmens auf 26 Missionen mit 391 Satelliten gesamt. Hinter jedem Start stehen dabei die drei Service-Säulen des Unternehmens: Missionsmanagement, Integrationsdienste und Verwendung der flugerprobten firmeneigenen Trennungshardware zum Absetzen der Satelliten.
So mausert sich das von Dimitri Bogdanov, der 2000 aus Usbekistan zum Studium nach Berlin kam, im Jahre 2011 zunächst unter dem Namen ECM Launch Services gegründete Unternehmen zum Marktführer auf einem Geschäftsfeld, welches außer Bogdanov und seinem zeitweiligen Mitgeschäftsführer Walter Ballheimer – heute CEO Reflex Aeropace – niemand überhaupt als solches erkannt hatte.
Zuhause auf den Trägern der Welt
Voraussetzung für den Erfolg der Missionen sind erfolgreiche Träger. Eben solche wie Falcon9: Exolaunch hat bisher an allen Transporter-Missionen teilgenommen, ist fest bis weit in die Zukunft hinein dort ein- und bis Juli 2024 auch schon wieder ausgebucht. Auf allen folgenden Missionen bis Sommer 2025 können derzeit Spätbucher noch wenige Plätze ergattern.
Über SpaceX hinaus pflegt das Unternehmen auch mit anderen Anbietern von Trägern gute Beziehungen, darunter Rocket Lab und PSLV; folgen soll mit Hilfe der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR auch ein an Exolaunch vergebenes all-inclusive Startdienstleistungspaket für 12 Gewinner des Kleinsatelliten- und Kleinsatellitennutzlastwettbewerbs mit Start auf einem (neuen) deutschen Kleinträger 2025 im Auftragswert von 18 Millionen.
Starke Erfolgsfaktoren
Die charakteristischen Merkmale des jüngsten Fluges erlauben dabei vorsichtige Schlüsse für den wahrscheinlichen weiteren Weg des Unternehmens, denn
- mit Teilnehmern aus Argentinien, Australien, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Litauen, der Mongolei, Südkorea, Spanien, Taiwan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten war diese Mission eine der bisher vielfältigsten von Exolaunch;
- unter den Kunden sind wohlbekannte Namen ebenfalls erfolgreicher NewSpace-Unternehmen und Institutionen wie Aerospacelab, Careweather, ICEYE, Kongsberg NanoAvionics, Loft Orbital, Muon Space, ONDO Space, Open Cosmos, Orbital Astronautics, SATORO Space, Satlantis, Spire Global, Unseenlabs, und Universität Würzburg;
- Befördert wurden 16 Nanosatelliten bis zu 16U und 12 Mikrosatelliten bis zu 250+ Kilogramm, die mit Hilfe von acht EXOpod Nova-Ausbringungsgeräten und 12 CarboNIX-Trennsystemen von Exolaunch ausgesetzt wurden;
- Zu den Anwendungen gehören die Überwachung des maritimen Raums, die Erprobung von Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz im Weltraum sowie die Umwelt- und Klimaüberwachung.
Alle genannten Aspekte bilden jeweils für sich und dann vor allem im Verbund miteinander ein strategisches Fundament für die Weiterentwicklung, wie es kaum fester sein kann:
- Internationale Aufstellung und ein Kundenportfolio, welches selbst schon geeignet ist, weitere Klientel anzuziehen: Erfolg zieht Erfolg an!
- Hauseigene Technikentwicklung zur operativen Umsetzung, auf die sich dann auch mehr und mehr der Anbieter des Trägers verlässt – ideale Voraussetzung dafür, dass sich beide in immer engere Symbiose begeben und davon gemeinsam wie jeder für sich langfristig profitieren.
- Ein durch die Kundenmissionen vertretenes Anwendungsspektrum, dessen Ausgestaltung eher am Anfang denn am Ende einer langen Entwicklung steht.
Weitere Indikatoren
Hinzu kommen noch zwei weitere Aspekte. Nummer 1: Es gibt zwei stark herausragende Paradigmen oder Muster außerordentlicher Geschäftserfolge des postindustriellen Zeitalters; eines davon ist die Eröffnung und Besetzung einer zuvor nicht existenten Serviceposition im Sandwich zwischen einem Anbieter und seinen Kunden. Plattformen wie Ebay, Paypal und Amazon, aber auch Hubs wie Apple Itunes- und Appstore, oder im etwas kleineren Maßstab allgegenwärtige Dienstleister wie Lieferando sind hier die Beispiele: sie öffnen zwischen den ursprünglichen Anbietern und ihre Kunden ein von ihnen selbst gleich perfekt besetztes Nischenfeld, von dem aus sie die Leistung des Anbieters mit Mehrwert veredeln und gleichzeitig dessen Kunden ebenso Vorteile bieten, sie sie allein nicht erlangt hätten.
Das Modell von Exolaunch gehört zu dieser Kategorie, typisch ist dafür eben auch, dass außer Exolaunch sonst niemand anfangs die Möglichkeit gesehen hat, hier eine Nische zu öffnen. Und Aspekt Nummer 2: Im Gegensatz zur absoluten Mehrheit der Raumfahrt-Startups stecken hinter Exolaunch weder Business Angels noch Venture Capitalists. Das Unternehmen startete ganz klassisch mit 25.000 Euro GmbH-Stammkapital; es steht aus eigener Kraft auf soliden Füßen – und kann damit ohne Rücksicht auf unter Umständen widerstreitende Interessen von Kapitalgebern seinen Weg gehen, soweit eben diese Füße tragen.
Einschätzung
Zugegeben, diese Einschätzung ist allen Indizien zum Trotz immer noch eine solche und damit weder objektiv noch gar eine Prognose, und mit einem derzeit zweistelligen Millionenumsatz ist Exolaunch noch lange kein Unicorn, welches sich ja über die erfolgreiche Meisterung der magischen Umsatzgrenze von 1 Milliarde Dollar definiert. Etwas fehlt da noch. Genau genommen sind das allerdings nur zwei Nullen – also vermutlich nichts, was für dieses Unternehmen ein Hindernis darstellen könnte.
Quellen:
https://www.northdata.de/EXOLAUNCH+GmbH,+Berlin/Amtsgericht+Charlottenburg+%28Berlin%29+HRB+134539+B