Klartext Raumfahrt

Nihil fit sine causa

Europa: In zehn Jahren zum Global Player der Raumfahrt ?

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Die Konferenz unter dem Titel „Space Transportation Ecosystem (STE)“ am 27. Juni 2024 im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in München lockte rund 130 Teilnehmer – auch 15 KMU und Startups waren vertreten und zur Teilnahme motiviert von der Aussicht, dass sich vielleicht doch noch das europäische Geschäft mit Raumtransportsystemen (STS) vom „closed shop“ zu einem auch für Nicht-Konzerne  offenen Ökosystem wandeln könnte. Insgesamt 70 Beiträge zählte das dicht gepackte Achtstunden-Programm.

ESA-Direktor für Raumtransport, Toni Tolker-Nielsen, referierte zu Beginn noch einmal die Eckpfeiler des CM22 sowie die wichtigsten Ergebnisse des Space Summit 2023 für den Raumtransport vor und zog selbstkritisch das widersprüchliche Resumè: „Die ESA treibt die europäischen Raumfahrtambitionen in kleinen Schritten, aber mit großen Visionen voran.“

Eine Vielzahl von bunten Grafiken zu den Themen Ariane 6, Vega C, Kommerzialisierung und Nutzung, Startkomplexen und der Trägerraketenpolitik der ESA sollten dabei der Belegführung für die effektive Verteidigung des unabhängigen europäischen Zugangs zum Weltraum dienen. Kritische Punkte, wie etwa die Einstellung des Vormodells ohne Beweis der Zuverlässigkeit des Nachfolgers – genauso, wie schon zu Beginn der 90er – wurden genauso wenig thematisiert wie die derzeitige Situation, in der selbst große europäische Akteure wie EUMETSAT mangels zuverlässiger Startpläne in Europa zur Konkurrenz nach Amerika überlaufen.

Derweil träumt man, wie eine Zeichnung der prognostizierten Lage um 2040 herum verdeutlichen sollte, von ständiger Präsenz auf dem Mond,  robotergestützter Exploration des Sonnensystems und astronautischer Eroberung des Mars. Für diese Vision wird eine Vielzahl von Raumfahrzeugen benötigt: vollständig wiederverwendbare Schwerlastträgerraketen, eine Flotte interoperabler Raumtransportfahrzeuge, Standardschnittstellen und spezielle Trägerraketen für bestimmte Umlaufbahnen, ob nun Einweg oder wiederverwendbar. Darüber hinaus werden Raumschlepper, orbitale Transferfahrzeuge, Kick-Stufen, Frachtfahrzeuge, Deorbit-Module, Reparatur- und Wiederauffüllungsmissionen benötigt. All diese Systeme sollen dabei auf dem sich immer weiter öffnenden Markt miteinander konkurrieren und so – nicht, wie es sonst eher üblich wäre – andersherum die Nachfrage befeuern soll. Zum Beleg der Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwicklungskette wurde nicht weiter ausgeführt.

Auch die Startkapazität, so die Annahme, nimmt in Europa zu: ORBEX, RFA, Skyrora, PLD Space, IsarAerospace und HyImpulse entwickeln ihre Mikro-Trägerraketen. Diese Unternehmen werden hauptsächlich durch privates Kapital angetrieben, die Agenturen sind nicht verantwortlich. Vielleicht ist dies die „große Vision“ aus der Einleitung?

Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie und Mitglied des Bayerischen Landtags, betonte mit seinen Ausführungen zum Thema „Innovation als Zukunftsmotor“ die Notwendigkeit einer weitaus aktiveren Einbindung von KMUs und Startups und der Finanzierung entsprechender Integrationsmodelle.

Das Fazit: Noch blieb bei diesem ersten Aufschlag vieles im Ungewissen. Allein die Tatsache jedoch, dass eine solche Initiative zu Beginn schon derart große Resonanz erzeugt, ist bemerkenswert. Im nächsten Schritt schon wird alles konkreter werden müssen, um die Wirklichkeit mit den großen Visionen Schritt halten lassen zu können.