Der in Paris ansässige Satellitenbetreiber Eutelsat hat seine Ergebnisse für das dritte Quartal veröffentlicht und eingestanden, dass Eutelsat eine große Kapitalspritze benötige, um sich erst einmal wieder in die Lage zu versetzen, dringend benötigte Kredite überhaupt aufnehmen zu können.
Die Liquidität ist sehr knapp und der Bedarf enorm: der Satellitenbetreiber benötigt deutlich über 4 Milliarden Euro. Damit sind unter anderem gleichzeitig der Ausbau der OneWeb-Flotte und die PPP-Beteiligung am europäischen IRIS2-Programm zu stemmen, bei dem Eutelsat innerhalb des SpaceRise-Konsortiums eine Schlüsselrolle spielen soll und will.
Eutelsat hat, wie schon berichtet, bereits 100 OneWeb-Satelliten bestellt; jetzt wurde klar, dass das Unternehmen weitere 340 benötigt, um die Flotte bis etwa 2031 aufrechtzuerhalten – dafür stehen schon einmal 2,2 Milliarden Euro auf dem Kassenzettel. Etwa zur gleichen Zeit muss Eutelsat weitere gut 2 Milliarden Euro für seine Beteiligung an IRIS2 und den erdnahen Teil der geplanten Flotte aufbringen. Gesucht werden Finanziers mit großem Spielkapital und – auch dies könnte in der prekären Situation hilfreich sein – mit starken Nerven. In dem Zug taucht verstärkt Orange als potentieller Kandidat mit beidem in der Gerüchteküche auf. Diese Vermutung wird von zwei Spekulationen genährt:
- Jean-François Fallacher, der neue CEO von Eutelsat, ist ehemaliger CEO von Orange France und als solcher Nachfolger von Thierry Breton, der noch der France Telecom vorstand und in seiner späteren Rolle als EU-Kommissar das Iris2-Projekt ins Leben und Konzerne wie Eutelsat zur Realisierung rief.
- Orange kann mit erheblich höheren Einsätzen spielen, denn erstens steht mit fast dreißig Prozent Anteil Frankreich mit den außergewöhnlichen Mitteln eines Staates dahinter, und zweitens hat das Unternehmen dank einer eigenen Bank die Lizenz zum Schöpfen – oder umgangssprachlich: Drucken – von Geld.
Was die Zahlen von Eutelsat für das dritte Quartal betrifft, so bestätigte der Betreiber, dass er die Übertragung von Fernsehkanälen nach Russland eingestellt hat. Mit der US-Regierung habe es nur einen großen Vertrag gegeben, der aufgrund der neuen Trump´schen Prioriäten nicht verlängert wurde. Abgesehen von diesem einen lag die Verlängerungsrate der Verträge mit der US-Regierung bei 70 Prozent.
Eutelsat verbuchte im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2024-25 einen Umsatz von 300 Millionen Euro, was einem Rückgang von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der größte Rückgang im dritten Quartal war im Bereich Video zu verzeichnen, der mit 152 Millionen Euro um 6,4 Prozent niedriger ausfiel als im Vorjahr.
Der Auftragsbestand von Eutelsat sank binnen Jahresfrist von 3,9 auf 3,7 Milliarden Euro.
Quelle u.a.: https://www.advanced-television.com/2025/05/16/eutelsat-q3-financially-stretched/