Frankreich und Deutschland vereinbaren Umsetzung des ODIN’S EYE Raketen-Frühwarnsystems als gemeinsames Verteidigungsprojekt

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Vor wenigen Tagen machten sie es schriftlich: die Verteidigungsminister Deutschlands und Frankreichs schlossen eine Vereinbarung zur gemeinsamen Umsetzung des weltraumgestützten Raketenfrühwarnsystems ODIN’S EYE. Dieses Vorhaben markiert einen bedeutenden Schritt in der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

ODIN’S EYE (MultinatiOnal Development INitiative for a Space-based missilE earlY-warning architecturE) schafft eine eigenständige, weltraumgestützte Fähigkeit zur Früherkennung und Verfolgung von ballistischen Raketensystemen aus dem All und trägt die Bezeichnung „Frühwarnsystem“ mit Bedacht, denn: Schon direkt nach der Detektion und Verfolgung eines Raketenstarts gibt es die Daten an bodengestützte Radarsysteme weiter, die dann unverzüglich dafür sorgen, dass entsprechende Reaktionstechnik den Angriff erstickt.

Die Anfangsfinanzierung erfolgte durch die Europäische Union im Rahmen des Europäischen Verteidigungsfonds.

Bereits im Juli 2021 erhielt ein von OHB System geführtes Konsortium, das sich zunächst aus 34 Unternehmen aus ganz Europa zusammensetzte, eine Förderung in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Ziel war es, in einer 24-monatigen Anfangsphase grundlegende Machbarkeitsstudien zu erarbeiten. Im Juni 2023 wurde das Konsortium, das mittlerweile 38 Unternehmen umfasst, mit einem weiteren Auftrag in Höhe von 90 Millionen Euro betraut. Diese zweite Projektphase erstreckt sich über 36 Monate und beinhaltet die Definition, Entwicklung, Integration und Verifikation der gesamten Mission sowie des Systemsimulators. Nach der Vertragsunterzeichnung im Dezember 2023 begann die zweite Phase, deren Abschluss für Ende 2026 erwartet wird.

Im Anschluss an das NATO-Verteidigungsministertreffen in Brüssel unterzeichneten der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und seine französische Amtskollegin Catherine Vautrin nun die offizielle Vereinbarung zur Implementierung des ODIN’S EYE Systems. Ein konkretes Datum für die Inbetriebnahme wurde nicht genannt; Minister Pistorius betonte jedoch, dass das System „so schnell wie möglich“ einsatzbereit gemacht werden solle.

Zusätzlich zur ODIN’S EYE-Vereinbarung unterzeichneten Pistorius und Vautrin eine Absichtserklärung für die Initiative Joint Early Warning for a European Lookout (JEWEL). Dieses weitere deutsch-französische Vorhaben sieht die Verknüpfung der ODIN’S EYE-Weltraumkomponente mit dem oben beschriebenen Netzwerk von bodengestützten Radarsystemen vor. Dabei sollen sowohl bestehende als auch zukünftige Technologien zum Einsatz kommen. Ziel ist die Entwicklung eines vollumfänglichen Frühwarnsystems mit einer Verfügbarkeit, die auch für Partner offen ist.

Die deutsch-französische Einigung zur Umsetzung von ODIN’S EYE und die parallele Entwicklung der JEWEL-Initiative bieten die Grundlage für eine erweiterte, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Staaten.

Quelle: https://europeanspaceflight.com/france-and-germany-agree-to-implement-odins-eye-missile-warning-system