Grundwissen zur Müllvermeidungspflicht im All: Die geltenden ESA-Regeln

Distribution of space debris around Earth
© ESA 432604

In aller Ausführlichkeit regelt die ESA, wie ihr Zero-Debris-Ansatz umzusetzen ist. Die Regeln gelten für alle Weltraummissionen und alle neuen Beschaffungen der ESA. Damit setzt die Organisation einen neuen Standard für Europas Bemühungen zur Eindämmung des Weltraummülls.

Denn wichtige Orbits werden zunehmend mit zerstörerischen, rasend schnellen Teilen ausrangierter Satelliten und Raketen überschwemmt. Die Zahl der Starts ist heute zehnmal höher als noch vor 10 Jahren, aber die Einhaltung der Richtlinien zur Eindämmung von Weltraummüll hatte lange nicht Schritt gehalten. Die Fortsetzung des bisherigen Verhaltens kann dazu führen, dass einige Orbitalregionen aufgrund der hohen Dichte von Weltraummüll unbrauchbar werden und die Zukunft im Weltraum bedrohen.

Die bisherigen Abhilfemaßnahmen reichen nicht aus, um Nachhaltigkeit im Umgang mit der Ressource Weltraum zu gewährleisten. Aus diesem Grund hatte die ESA ihr Zero Debris-Konzept eingeführt, das in der Agenda 2025 dargelegt ist und darauf abzielt, die Produktion von Weltraummüll in Erd- und Mondumlaufbahnen bis 2030 für alle künftigen Missionen, Programme und Aktivitäten der Agentur deutlich zu begrenzen. Als ersten wichtigen Schritt zur Umsetzung dieser ehrgeizigen Ziele hat die ESA die für ESA-Missionen geltenden Richtlinien und Anforderungen zur Verringerung des Weltraummülls aktualisiert.

Die aktualisierte Richtlinie und die Anforderungen der ESA sollen der Neuverursachung von Weltraummüll so weit wie möglich einen Riegel vorschieben. Die neuen ESA Space Debris Mitigation Requirements bauen auf einem bestehenden europäischen Rahmen auf und führen eine Reihe von zusätzlichen Anforderungen ein:

  • Die Dauer der Entsorgungsphase in der erdnahen Umlaufbahn wurde von 25 auf maximal fünf Jahre verkürzt, wobei das gesamte Kollisionsrisiko der Mission mit Weltraummüll während dieser Entsorgungsphase zusätzlich berücksichtigt wird, und die Anforderungen an Satellitenkonstellationen wurden verschärft; damit wird die Verwendung von Deorbit-Technologien in den allermeisten Fällen zur absoluten Pflicht;
  • die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Beseitigung muss größer als 90 % sein, wobei für große Konstellationen strengere Anforderungen gelten;
  • Weltraumobjekte, die in geschützten Orbitalregionen operieren und nicht als „risikoarm“ eingestuft werden, müssen mit Schnittstellen ausgestattet sein, die die Wartung durch eine aktive Trümmerbeseitigungsmission erleichtern, falls sie in der Umlaufbahn ausfallen;
  • eine Reihe neuer Anforderungen in Bezug auf die Kollisionsvermeidung und die Koordinierung des Weltraumverkehrs, die auf den derzeitigen bewährten Praktiken beruhen, wie z. B. die Reaktionszeit im Falle einer Kollisionswarnung;
  • die beiden neu aufkommenden Fragen der Vermeidung der Entstehung von Weltraummüll in Mondumlaufbahnen und der Beeinträchtigung der Radio- und optischen Astronomie werden ebenfalls mit vorläufigen Anforderungen behandelt, die in den kommenden Jahren weiter entwickelt werden.

Mit diesen neuen Anforderungen, die über die bereits bestehenden hinausgehen, wie z. B. die Space Debris Mitigation Guidelines des Ausschusses der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums, übernimmt die ESA eine führende Rolle bei der Nachhaltigkeit im Weltraum und ermutigt andere, sich auf dem Weg zu einer Zero Debris Zukunft anzuschließen.

 

Quelle: https://esoc.esa.int/new-space-debris-mitigation-policy-and-requirements-effect