Wie der News-Service heise.de (https://www.heise.de/news/Regierung-Bundeswehr-braucht-Satellitennetze-IRIS2-und-Starlink-nicht-9749367.html) jüngst aus der parlamentarischen Debatte berichtet, bemüht sich die Bundesregierung, Bedenken der Opposition zu zerstreuen, IRIS2 sei ein Irrweg in die vollkommene Abhängigkeit vor allem der Bundeswehr von einem System nicht-deutscher Anbieter. Dies Bemühen an sich ist nicht weiter außergewöhnlich, die Begründung aber schon: die Bundeswehr braucht keine Abhängigkeit von IRIS2 zu befürchten, weil sie IRIS2 eigentlich gar nicht braucht.
Insbesondere das SATCOMBw-System sichere den Bedarf, und der aktuelle Service-Vertrag mit Airbus Defence and Space laufe bis 2028, Verlängerung in einer dritten Stufe bereits ins Auge gefasst. Die Bundeswehr sei weder vom Anschluss an IRIS2 noch von einer Beteiligung der deutschen Raumfahrtindustrie an diesem Projekt der EU abhängig, genauso wenig übrigens von Elon Musks Starlink-Konstellation.
Wenn diese Argumentation für Deutschland zutrifft, dann gilt sie aber auch für Länder wie Frankreich mit Syracuse, Spanien mit Spainsat, Italien mit Sicral, U.K. mit Skynet. Der Bedarf ist also derzeit nicht sonderlich klar erkennbar, umso besser die Zahlen auf der Rechnung: 580 Millionen für Deutschland und 400 Millionen für Frankreich plus jeweils nicht weiter definierte Pakete hunderter Millionen für das Projekt über die ESA, so heißt es bei Heise – ohne dabei schon zu berücksichtigen, dass der Preis sich nach Bestellung des Monopolkonsortiums in Windeseile von sechs auf 12 Milliarden Euro verdoppelt hat.
Allerdings stecken die entsprechenden Verhandlungen schon geraume Zeit fest – ebenso fest, wie Breton entschlossen scheint, weder die Preiserhöhungen der Industrie noch die Wünsche der deutschen Regierung hinsichtlich eines Neustarts des Projektes ernst zu nehmen. Fürsprecher des Projektes können also nur hoffen, dass in dieser Phase des Stillstands nicht die Frage lauter wird, wer außer einer im Hinblick etwa auf den Aufbau eigener Militärkapazitäten erstarkenden Europa-Regierung IRIS2 denn überhaupt braucht. Egal, wie holzschnittartig diese Frage ist – wird sie erst einmal gestellt, so wie es nun in der deutschen Debatte aussieht, schlüpft der Geist aus der Flasche.