IRIS²: Schafft Eutelsat es bis zur Ziellinie?

©EUSPA, ©EU Agency for the Space Programme

Nur Minuten nach Bekanntgabe der neuesten Halbjahresergebnisse von Eutelsat fiel, so berichtet das Fachmagazin Satnews, die Aktie des Unternehmens von 4,62 Euro, dem Stand noch vor einem halben Jahr bzw. von 1,80 Euro vor einer Woche auf ein bodenloses Allzeittief von 1,39 Euro – ein Ausverkauf ohne Beispiel in der Unternehmensgeschichte. Und die Analysten der Investmentbank BNB Paribas setzen jetzt auch noch den Zielwert für die Eutelsat-Aktie von 3,50 auf nur noch 1 Euro herunter: minus 71 Prozent, nur noch einen Cent entfernt vom Image des Pennystocks. Die Aktionäre haben mittlerweile reichlich Auswahl unter Gründen, aus denen sie sich Sorgen um Eutelsat und vor allem um ihr eigenes Geld machen können:

  • Aussichten auf Dividende gibt es nicht
  • Eutelsat wird die Mission seines derzeitigen GEO-Konnect VHTS-Satelliten (500 Gbps) umwidmen, der 2022 in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht wurde, um Breitbanddienste für Verbraucher in Europa und Afrika zu ermöglichen. Eutelsat zielt jetzt mit dem Satelliten auf zahlungskräftigere Mobilkunden. Dabei können bisherige Kunden auch verloren gehen.
  • Die Überprüfung der GEO-Flotte resultierte in einer Wertberichtigung in Höhe von 535 Mio. € auf die künftigen Geschäftserwartungen. Das Geschäft mit GEO-Satelliten ist schlicht rückläufig.
  • Aufgrund von Problemen mit seinen 115 West B- und 117 West A-Satelliten, die Lateinamerika bedienen, wurde eine Wertminderung in Höhe von 117 Millionen Euro aktiviert.
  • Das Engagement von Eutelsat für das SpaceRISE IRIS²-Konsortium und seine geplanten 264 LEO-Satelliten ist Teil des Plans von Eutelsat, 440 Satelliten (mit Gesamtkosten von 2,3 Mrd. €) einzusetzen, die zum Teil für die Nutzung von OneWeb konfiguriert sind. 100 dieser Nachfolgesatelliten werden bereits von Airbus hergestellt. Die Einnahmen aus OneWeb fallen aber geringer aus als erwartet.
  • OneWeb hat trotz der Hilfe von Bharti vor Ort noch keine Genehmigung für den Betrieb in Indien erhalten.

Vor diesem Hintergrund fragen sich viele, wie Eutelsat es schaffen will, überhaupt mit IRIS2 noch das rettende Ufer zu erreichen, bevor es unter der Last von 2,1 zugesagten Milliarden Eigeninvest untergeht – oder aber ganz einfach die Kredite dafür erst gar nicht bekommt.

Sollte es so kommen, wird eintreten, was Dr. Clemens Kaiser, Rivada Space, bereits vor Monaten im exklusiven Gespräch mit KTR prophezeite: die Notwendigkeit einer Reorganisation des Projektes und seines Korsortiums SpaceRISE und die Eröffnung der Option, das bis dahin ohnehin schon fertige OuterNET von Rivada zu nutzen.

Die Alternative, auf Unternehmensseite entstehende Lücken mit Steuergeld nach Europas Draghi-Methode – „whatever it takes“ (ins Rheinische übersetzt etwa: „Kamelle, de Prinz kütt“) – zu stopfen, dürfte die historische Katastrophe der EU-Entstehungsgeschichte von Galileo in der Rückschau geradezu als Ausbund polit-ökonomischer Effizienz erscheinen lassen.

 

 

 

 

Quelle: https://news.satnews.com/2025/02/17/eutelsat-what-a-mess/?mohide=true&mc_cid=4424bf6492&mc_eid=ad27083a4a