Das Ziel ist so groß wie sein Mittel: Technologische Unabhängigkeit Europas im All mit einer entfaltbaren Reflektor-Konstruktion für hohe Frequenzen (Ka-Band) von acht Metern Durchmesser an einem ebenfalls entfaltbaren acht Meter langen Arm, die sich im Orbit achtmal pro Minute um die eigene Achse dreht. Extreme Anforderungen: Etwa ein RMS-Wert (Root Mean Square) für die Oberflächengenauigkeit im Bereich von wenigen zehntel Millimeter auf die gesamten 50 m² effektive Reflektorfläche, oder eine erlaubte Abweichung der 8 m entfernten Armspitze von maximal lediglich 10 mm vom Nominalwert, Schwingungen, Zentrifugalkraft und Thermalverformungen inbegriffen. Insgesamt besteht das „Large Deployable Reflector Subsystem (LDRS)“ aus Reflektor, Arm, Entfaltelektronik, Verkabelung, verschiedene Niederhaltemechanismen und Thermal-Hardware. Das ist die 120-Millionen-Euro-Aufgabe des LEA-Konsortiums („Large European Antenna“) aus mehr als einem Dutzend Raumfahrtfirmen, meist SME, aus acht Ländern unter Führung von HPS/LSS.
Nachdem der schwierigste Teil, die Abstimmung des Designs und der Strukturanalyse zwischen dem großen LDRS und dem Satelliten, sowie das Erreichen der „Manufacturing Readiness“ aller Komponenten durch unzählige Prozessentwicklungen, nun bewältigt ist, befindet sich das „Engineering Qualification Models (EQM)“ nun in der Herstellung. Auf LinkedIn nimmt Ernst Pfeiffer ab sofort alle am Projekt Interessierten in einer 12-teiligen bilderreichen Fortsetzungsgeschichte mit.
Zur Erinnerung im Hinblick auf das LEA-Industrieteam: Die Münchner LSS GmbH zeichnet für den entfaltbaren Reflektor (Deployable Reflector Assembly – DRA) verantwortlich, wofür von der ehemaligen portugiesischen HPS-Tochter und heutigen FHP Lda. die Leichtbau-Karbonstreben für das DRA stammen- alle EQM-Streben wurden bereits an LSS geliefert; das einzigartige Ka-band MESH für den Reflektor wird bei HPtex GmbH im „Textildreieck Oberfranken“ produziert. Das 9 m x 9 m große, gold-bedampfte EQM-Mesh ist bereits aus der HPtex-Fertigung gekommen. LSS ist bereits zu 50 Prozent mit dem Assembly der Reflektor-Ringstruktur und des hochkomplexen Netzwerks fortgeschritten. Die Braunschweiger INVENT GmbH steuert die kohlefaserverstärkten Rohre für den 8-Meter „Deployable Arm Assembly (DAA)“ bei. NanoSPACE AG aus Zürich (CH) entwickelt und produziert die hochgenauen und gleichzeitig stabilen, motorgetriebenen Entfaltgelenke des Arms. INEGI Portugal hat die Konstruktion für 0 g Bodentests von DRA bereits an LSS ausgeliefert, die abschließenden Tests für das 0 g DAA-GSE sind in vollem Gange. HPS-Rumänien finalisiert im Moment unter großem Zeitdruck die erforderlichen Montagegestelle und Transportcontainer. HPS GmbH, München, als direkter Auftragnehmer des Satelliten Primes ThalesAleniaSpace, Rom (IT), trägt die LDRS-Subsystemverantwortung, sowie die für den entfaltbaren Arm DAA.
Wenn 2029 CIMR an Bord einer Vega C im Jahr 2029 zu seiner Mission auf sonnensynchroner Bahn aufbricht, um jeweils von früh bis spät u. a. Eisschilde und Schnee unter Beobachtung zu nehmen, ist dies ein Schritt nach vorn in Sachen kritische Technologien, denn LDRS sind eben auch Produkte für eine Reihe von souveränen, militärischen Anwendungen, die gerade in diesen Tagen zu gesteigerter Verteidigungsfähigkeit beitragen können.
Quelle: Eigene Recherchen