Gegenstand intensiver Betrachtung des jüngsten ESA-Rats waren die Auswirkungen der potentiellen Einschnitte im NASA-Budget 2026 auf gemeinsame Projekte. Und da gab es, wie ESA-General Aschbacher unumwunden zugab, doch eine ganze Reihe von Kandidaten für Kürzungen oder Streichungen.
Unangefochtene Nummer 1: Astronautische Raumfahrt, betroffen durch Streichungen des Service Moduls ESM für Orion nach Artemis 3, gleichfalls das Lunar Gateway. Allerdings: solange, wie noch nichts klar ist außer der Gefährdung der Projekte durch den Umstand, dass noch nichts klar ist, wird sowohl am ESM wie am Gateway weitergebaut. Parallel starten Überlegungen, was man im Fall des Falls mit den Produkten alternativ anfangen kann. Doch zu sagen, was das denn nun sein kann, so sagte auch auf der Paris Air Show am Eröffnungsmontag Alain Fauré, ist es derzeit noch viel zu früh. Ebenfalls eher entspannt gaben sich die Chefs von OHB und der Raumfahrtagentur im DLR, Fuchs und Peltzer, und betonten die Fähigkeit wie auch Möglichkeit, auf die eine oder andere Weise eine eigene europäische Version der Rückkehr zum Mond per Beschluss auf der MK in Bremen realisieren zu können.
An zweiter Position: Wissenschaftsmissionen. 19 Kooperationen mit der NASA sind bei ESA aktiv, drei davon benötigen Rettungsaktionen durch die ESA: die Venus-Mission Envision, das Gravitationswellenobservatorium LISA und das Röntgenteleskop New Athena. Unter Rettungsmissionen ist dabei ganz simpel zu verstehen, dass die ESA die Projekte dann alleine durchzieht, weil die technischen Fähigkeiten mittlerweile in Europa vorhanden sind.
Im Bereich Erdbeobachtung werden gemeinsame Missionen wie Sentinel-6CV zur Messung der steigenden Meeresspiegel betroffen sein.
Das gesamte Szenario ist allerdings noch für einige Zeit reine Theorie, und selbst im schlechtesten Fall gibt es juristische Möglichkeiten von Senat und Abgeordneten, der NASA zusätzliche Gelder zukommen zu lassen, mit dem wenigstens einige Dinge noch gerettet werden können – und zwar ganz im Sinne eines „großen Amerika“, denn Größe baut weniger auf Dollars denn auf Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit.