Klartext Raumfahrt

Nihil fit sine causa

Neue Regeln zur Entsorgung von Oberstufen im All ab 2025

Distribution of space debris around Earth
© ESA 432604

Mittlerweile hat sich die Regel zur zusätzlichen Ausrüstung von Satelliten für ihren geordneten Deorbit innerhalb von fünf (statt 25) Jahren – üblicherweise entweder mit Propulsion oder Bremssegel – ganz einfach deshalb auf breiter Front durchgesetzt, weil sie sonst schlicht nicht mehr ins All befördert werden. Ein anderes Problem, welches jedoch noch der Lösung harrt, verbirgt sich hinter der Frage des richtigen Umgangs mit ausgedienten Oberstufen, die wie bereits mehrfach geschehen auseinanderbrechen und damit gefährlichen Schrott produzieren können.

Vor diesem Hintergrund hat die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration vor fast einem Jahr einen Entwurf für Vorschriften zur Entsorgung von Oberstufen bei von der Behörde genehmigten Starts veröffentlicht. Die Vorschriften würden die Startbetreiber anweisen, die Oberstufen auf eine von fünf Arten zu entsorgen, vom kontrollierten Wiedereintritt bis hin zur Platzierung in Friedhofs- oder „Entsorgungs“-Bahnen, die üblicherweise nicht von operativen Satelliten genutzt werden. Im Einzelnen sind vier dieser Methoden noch aktuell in Diskussion: kontrollierte Entsorgung innerhalb von 30 Tagen nach Abschluss der Mission, Verbringung auf einen orbitalen Schrottplatz, Nutzung eines Erdflucht-Orbits, oder auch Einsatz eines professionellen Schrott-Entsorgers (den es so noch nicht gibt). Die fünfte Regel – Deorbiting zur atmosphärischen Entsorgung innerhalb von 25 Jahren – wurde schon gekippt und soll durch einen weit kürzeren Zeitraum, vielleicht auch fünf Jahre, ersetzt werden. Spätestens 2025 sollen die neuen Regeln in Stein gemeißelt werden.

Damit geraten Hersteller und Betreiber anderer Startsysteme unter Druck, mit der Entwicklung auf dem amerikanischen Markt Schritt zu halten. Denn Nichtstun hätte unweigerlich die Stigmatisierung als rücksichtlosen Wildwest-Launcher ohne Rücksicht auf Erfordernisse der Nachhaltigkeit zur Folge. Zumindest in Gebieten mit gesicherter Meinungsfreiheit dürfte dies kein Träger überleben.

 

 

Quelle u.a.: https://www.faa.gov/newsroom/Orbital-Debris_NPRM-Issuance.pdf