Powered by Hexastickstoff: Raketen der Zukunft produzieren nichts als heiße Luft

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Ein Molekül, das es in sich hat: N6 oder auch Hexastickstoff. Forschern der Universität Gießen ist die weltweit erste Herstellung dieses energiereichsten Moleküls gelungen. Drei Anwendungsgebiete bieten sich mit Nachdruck an:

  • Militärisch als Sprengstoff: N6 ist doppelt so stark wie TNT oder Oktogen und hat damit die größte Sprengkraft unterhalb der nuklearen Schwelle
  • Speicherung von Energie ohne Nebenwirkungen: beim Zerfall entsteht wieder nur normales N2
  • Antriebe für Raketen: am Ende bleibt vom Start nichts als heiße Luft.

Allerdings ist es alles andere als einfach, N6 herzustellen. Bei Raumtemperatur als Umgebungsbedingung der Produktion hat es eine Halbwertzeit von nur etwa 35,7 tausendstel Sekunden, die müssen ausreichen, den entstandenen Stoff tiefgekühlt zu sichern, um dann bei minus 1960 C auf eine Halbwertszeit von rund hundert Jahren zu kommen. Diese notwendige Kühlung stellt auch die größte Herausforderung dar, sobald es um den Einsatz als Sprengstoff geht.

Für die Herstellung werden die Atome Silber (Ag), Chlor (Cl) und Stickstoff (N) benötigt. Zunächst reagiert Chlorgas mit Silberazid – dies hat ein Silberatom mit drei aneinandergereihten Stickstoffatomen (AgN3). Das Chlorgas ersetzt dabei das Silber, sodass Chlorazid entsteht, also Chlor und drei Sticktoffatome (ClN3). Diese Substanz reagiert wiederum mit dem noch vorhandenen Silberazid zu Hexastickstoff (N6). Die Gießener Forscher Schreiner, Mardyukov und Weiyu Qian warnen Chemiker, die das Rezept nachkochen möchten, sehr deutlich davor, weil schon allein Silberazid und Chlorazid äußerst gefährlich und explosiv seien. Selbstredend gilt dies auch für das gewünschte Endprodukt N6. Bis zum funktions- und kommerziell einsatzfähigen Energiespeicher sind noch viele Antworten zu finden. Das gleiche gilt für den Traum vom Antrieb der Raketen mit der Freisetzung eines gewaltigen Energieschubes anstelle des Ritts auf der Stichflamme. Aber es sollte sich lohnen, denn solcherart Start hat keine chemischen Risiken und Nebenwirkungen mehr, was bleibt ist nur – heiße Luft.

 

Quellen u.a.:  https://www.nature.com/articles/s41586-025-09032-9

https://www.n-tv.de/wissen/Forscher-stellen-energiereichste-Substanz-der-Welt-her-article25859575.html