Testbetrieb ab Sommer 2024
Seit langem hat die Idee, Satelliten von einer schwimmenden Plattform in der Nordsee ins All zu entlassen, prominente Befürworter. Neben einzelnen Unternehmen ist in dem Zusammenhang vor allem der BDI zu nennen, der seit geraumer Zeit meinungsmächtigste Fürsprecher vor allem der Startups der deutschen Raumfahrt. Nun wird der Demonstrationsbetrieb nach Überwindung einiger Verwaltungshürden im Sommer zwischen Juni und Juli aufgenommen.
Aller Anfang ist …
… vor allem erst einmal klein: denn vom Weltraum ab ca. 100 Kilometern Höhe sind die ersten Testraketen noch sehr weit – genauer: über 90 Kilometer – entfernt, wie etwa das dänische Studentenprojekt DanStar oder die Aquila vom Space Team Aachen, weiter kommt nur die SDART getaufte holländische Rakete von T-Minus mit gut vierzig Kilometern. Dennoch reichen diese Werte aus, um alle relevanten Daten zur Gewinnung wichtiger Erkenntnisse zu erzeugen.
Ziel ist die Skalierung des Betriebs bis hin zu einem Modell regelmäßiger Starts größerer Träger, die dann zwar immer noch „Microlauncher“ heißen, aber trotzdem veritable Nutzlasten vor allem auf LEO transportieren können. Damit soll nach Vorstellung der vier zu gleichen Teilen beteiligten Partner im Projekt GOSA (German Offshore Spaceport Alliance) OHB, Tractebel DOC Offshore, MediaMobil Communication sowie Harren & Partner in Sachen Flexibilität und Wirtschaftlichkeit des Satellitentransports ein bisher nicht vorstellbares Benchmark gesetzt werden. Der RFA One der von OHB geförderten Rocket Factory Augsburg soll dabei eine im Wortsinn „tragende“ Rolle zukommen, wenn sie auch ihren Erststart schon mal vom schottischen Saxa Vord Raumflughafen auf den Shetland Inseln am 1. August absolvieren will.
Die Startinfrastruktur der GOSA soll allerdings allen Microlaunchern zur Verfügung stehen. Alle Starts sollen vom sogenannten „Entenschnabel“ erfolgen. Dies ist der etwa 300 Kilometer von der Küste entfernte relativ kleine deutsche Teil der Doggerbank, der größten Sandbank der Nordsee, die sich über die Wirtschaftszonen von Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Dänemark erstreckt.
Ein wesentlicher Faktor bei der Gestaltung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist der Umstand, dass alles für Raketenstarts auf dem Schiff – genauer: dem gezogenen und selbst antriebslosen Transportfahrzeug – Notwendige in transportablen Containern untergebracht ist und die gesamte maritime Infrastruktur nur für den jeweiligen Start angemietet wird, statt alles in Eigentümerregie durchzuführen.