Raumfahrtbudget 2026: Alles Banane oder was?

Sondervermögen "Banane"
©Copilot AI

Glosse

Bevor wir an dieser Stelle noch ganz andere Dinge sagen, bitten wir erst einmal in aller Form um Entschuldigung. Wir wissen auch nicht, wie es passieren konnte, aber es ist nun einmal passiert. Am 22. August 2025 haben wir hier auf KTR den größten Fehler gemacht, den man sich in der politischen Medienkommunikation eben auf keinen Fall leisten sollte: wir haben geglaubt, was die Regierung gesagt hat, schlimmer noch, wir haben es sogar gedruckt. In diesem Fall die Aussagen der Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt:

„Weiterer Schwerpunkt des Haushalts 2026 ist die Raumfahrt, die vom damaligen BMWE in das BMFTR wechselt. Knapp 550 Millionen Euro sind für die Nationale Raumfahrt und rund 1,1 Milliarden Euro für die ESA bestimmt. Diese Investitionen zeigen, dass Deutschland bereit ist, in die Zukunft der Raumfahrt zu investieren und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.“

Augenscheinlich musste aber diese Ankündigung reichen, um draußen alle fröhlich zu stimmen, denn intern war schnell Schluss mit lustig, und die Regierung gab diese Zahlen für 2026 ins Haushaltsabstimmungssystem:  Gesamtausgaben des Ministeriums in Höhe von 21,258 Mrd. Euro und damit 1,118 Mrd. Euro im Vergleich zum Entwurf für den Haushalt 2025 weniger. Im Segment Raumfahrt sind für die ESA 982 Millionen vorgesehen, das sind 42 Millionen weniger als im Entwurf für 2025 und 118 Millionen weniger als von Frau Bär parallel zur Abgabe dieses Entwurfes versprochen. Das Nationale Programm sinkt demnach um 10 Millionen gegenüber dem Entwurf für 2025 und um 268 Millionen gegenüber dem parallelen Versprechen von Frau Bär auf nur noch 282 Millionen Euro für 2026. Und das Ganze steht auch noch nicht unter dem EP 30 des BMFTR, sondern im EP 09 des Wirtschaftsministeriums.

Was dann doch wieder irgendwie lustig scheint: Noch vor wenigen Tagen leistete sich der für die bisher letzte Stufe des Niedergangs der budgetären Raumfahrtpriorität Deutschlands zuständige Minister R. Habeck die Begründung für seinen Ausstieg aus all den Ausstiegen, die er für Deutschland organisiert hatte, er wolle nicht fürderhin als Geist durch die Flure schleichen. Das jedenfalls ist offenbar gründlich daneben gegangen, denn: Er ist wieder da! – eben dieser Geist ist jetzt zumindest im Entwurf des Raumfahrtbudgets so präsent wie eh und je. Nur mit dem Unterschied, dass die Geisterfahrt jetzt unter der Flagge der CSU stattfindet. Einen einzigen Weg heraus aus diesem geradezu grotesken Szenario der Täuschung gibt es allerdings: wenn die bei KTR angekommenen nebulösen Gerüchtefetzen aus der Ministerialszene sich zur Gewissheit verdichten sollten, dass es tief im Keller des BMFTR noch eine Schatzkiste mit frisch geliehenen Dukaten gibt, aus der sich alle Differenzen geradezu wundersam decken lassen, ganz so wie einst das Mefokapital als Mutter aller Sondervermögen haushaltsparalleler Finanzwelten. Das jedenfalls scheint die Hoffnung zu sein, die bekanntermaßen zuletzt stirbt. Um sie zu erfüllen, sind zwei große Hürden zu überwinden: es muss sie geben, die Schatzkiste, und es muss neben vermutlich „Infrastruktur“ und „Sicherheit“ auch BMFTR draufstehen. 

Bis es soweit ist, können wir als mögliche Erklärung, warum uns dieser Fehler unterlaufen konnte, der Regierung einfach so etwas zu glauben, nur weil sie es sagt, hier zweierlei anbieten:

Erstens war offenbar die Verlockung zu groß, im Licht am Ende des Tunnels nach vielen Jahren mal etwas anderes als den Scheinwerfer der entgegenkommenden Lokomotive erkennen zu können, und zweitens war dieser Akt des politischen Illusionismus, dem wir zum Opfer fielen, in der Tat um ein Vielfaches massiver, als wir es aus bisherigen Erfahrungen für möglich gehalten hätten.

Als einen Schritt zur Wiedergutmachung haben wir daher beschlossen, den exklusiv für die Leser von KTR entwickelten Bananentest an dieser Stelle zur Anwendung zu bringen. Ursprünglich war er für die letzte Bundesregierung vorgesehen und dann zusammen mit derselben in die Schublade gewandert, aber offensichtlich zeigt die neue Bundesregierung überraschend hoffnungsvolle Ansätze, die auch sie dafür prädestinieren.

Die zentrale Fragestellung unseres Bananentests lautet:

An welchen Prioritäten der Gestaltung von nationalen Landesbudgets – gefragt sind die drei Positionen Wirtschaft, Soziales, F&T/Raumfahrt – orientieren sich jene aufstrebenden Republiken der Welt, die bei allen Unterschieden eines gemeinsam haben: den Wirtschaftsfaktor Banane. Die Gegenüberstellung mit dem deutschen Modell sollte dann erkennen lassen, ob und inwiefern dieses das Potential hat, den genannten Bananenimperien das Wasser zu reichen.

Die Welt der Banane wird maßgeblich von Ecuador, Philippinen, Costa Rica, Guatemala, Kolumbien und Indien gestaltet und beherrscht. Soweit nach COFOG (Classification of Functions of Government) und OECD-Daten nachvollziehbar und vergleichbar, gestalten diese Republiken ihre Landesbudgets nach folgenden Prioritäten:

  • Wirtschaft mit bis 20 %
  • Soziales mit bis 12 %
  • Forschung/Technologie (enthält wo anwendbar auch Raumfahrt) mit bis zu 1 %.

Nach dem Haushaltsentwurf 2026 bietet sich für Deutschland im Vergleich dazu folgendes Bild:

  • Soziales mit 37,9 %
  • Forschung/Technologie mit 4,1 %
  • Wirtschaft mit 1,5 %.

Die Ergebnisse sind eindeutig und sprechen für Deutschland eine klare Sprache: Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist (hat?) fertig, Forschung und Technologie noch nicht ganz, und Nummer Eins ist die Bewahrung des Status Quo. Damit steht fest: Wo Deutschland angekommen ist, wollen die aufstrebenden Republiken im Zeichen der Banane erst gar nicht hin, und dieser Test hilft jetzt auch nicht weiter. Jedenfalls Deutschland nicht. Denn hier ist schon alles Banane – oder doch nicht?

Quellen u.a.:

Deutscher Bundestag Drucksache 21/600 Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2026 (Haushaltsgesetz 2026 – HG 2026)

Deutscher Bundestag Drucksache 21/601 Unterrichtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2025 b
is 2029

BMFTR: Klare Rolle für die Raumfahrt