Klartext Raumfahrt

Nihil fit sine causa

SDA – Mit der Lizenz zu Trial and Error: Von Amerika lernen

copyright: SDA

Die „Space Development Agency (SDA)” ist der U.S. Space Force der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Dabei fristet sie jedoch nicht das Dasein einer „nachgeordneten Behörde“: die SDA ist ausdrücklich mit der Lizenz zum Trial-and-Error ausgestattet, um jenseits allen Heftens, Lochens und Ablegens von Vorgängen Wege zur Erkenntnis der schnellsten, günstigsten und effizientesten Methoden der Zielerreichung zu gelangen.

Problem erkannt…

Oberst Alexander Rasmussen, Leiter des Tracking-Layer-Programms der SDA, sagte jüngst in einem Interview mit C4ISRNET, die Behörde führe derzeit Gespräche mit allen wichtigen Anbietern, um die Zuliefererbasis so weit wie möglich zu diversifizieren, nachdem Probleme mit der übermäßigen Abhängigkeit der Auftragnehmer von einzelnen Quellen für kritische Subsysteme aufgetreten waren.

Die der U.S. Space Force unterstellte SDA plant, jährlich etwa 4 Milliarden Dollar für eine erweiterte Konstellation von Hunderten von Kleinsatelliten auszugeben. Um dabei den kommerziellen Satellitenmarkt zu nutzen, bestellt die Behörde Satelliten bei mehreren Anbietern und verlangt von den Herstellern, dass sie ihre Satelliten über optische Verbindungen interoperabel machen. Dieser Ansatz hat zu Engpässen in der Lieferkette geführt, die den Einsatz der ersten Tranche 0 der SDA-Satelliten verzögert haben. Denn die Behörde musste feststellen, dass mehrere Auftragnehmer bei bestimmten Produkten von ein und demselben Anbieter abhängig waren, während andere etwa Antriebssysteme von einem Anbieter, kauften der die Nachfrage nicht befriedigen konnte, weil er finanzielle Probleme hatte.

…. Problem (fast) gebannt

Diese kritischen Punkte führten zu einem Umdenken innerhalb der Behörde hinsichtlich der Schwachstellen in der Lieferkette, so Rasmussen. Die SDA sei daher „offen für neue Lieferanten und Unterlieferanten“, sagte er, merkte aber auch an, dass die Behörde es vorziehe, so oft wie möglich mit US-Lieferanten zusammenzuarbeiten.

Abhängigkeiten beenden: Mehr KMU und ausländische Zulieferer

Aus der Branche selbst kommt die Kritik, dass die SDA immer noch stark von den traditionellen großen Hauptauftragnehmern abhängig zu sein scheint, anstatt mehr mittelständische Unternehmen zu erschließen, die zur Erweiterung der Lieferkettenkapazität beitragen könnten. Dies nährt die Besorgnis von Start-ups und Privatinvestoren, dass die gesamte neue Nachfrage einfach an die etablierten Großunternehmen fließt und die Nachfragesignale verzerrt.

Beschaffungsbeschränkungen, die den Einsatz bestimmter ausländischer Lieferanten für die nationalen Sicherheitssysteme der USA ausschließen, seien ein weiterer limitierender Faktor. Das Gleiche gelte für die risikoscheue Kultur und die „traditionelle“ Denkweise, die in der Luft- und Raumfahrtindustrie immer noch vorherrschen.

Zusätzliche Demonstrationsprojekte

Praktiker aus der Branche erwarten, dass die SDA mehr Demonstrationsprojekte finanziert, die es den Anbietern ermöglichen, Nutzlasten, Antriebs- und andere Technologien zu entwickeln, welche für die zunehmende LEO-Architektur entscheidend sind.

Die SDA kündigte entsprechend in diesem Monat ein neues Prototypenprogramm an, mit dem die industrielle Basis der Behörde erweitert werden soll. Das Programm „Hybrid Acquisition for Proliferated LEO“ (HALO) soll nicht-traditionellen Unternehmen die Möglichkeit bieten, Erfahrungen bei der Arbeit an Demonstrationsprojekten zu sammeln.

Quelle: C4ISRNET.com