Das Ende der klassischen Startbranche?
Ein radikal neues Startsystem ohne Raketen lässt aufhorchen: Das in Kalifornien ansässige Startup SpinLaunch hat ein riesiges mechanisches Katapult entwickelt, das mit einem massiven rotierenden Arm Satelliten mit Hyperschallgeschwindigkeit ins All schleudert. Dies wird ausschließlich mit Strom betrieben und könnte, wo es davon genug gibt, Startkosten senken, Umweltbelastung verringern und den Zugang zum Weltraum für mehr Unternehmen und Länder als je zuvor ermöglichen.
SpinLaunch hat bereits mehrere erfolgreiche Teststarts durchgeführt und bewiesen, dass sein kinetisches Startsystem eine praktikable Alternative zu herkömmlichen Raketen ist. Mit Unterstützung der NASA, von Airbus und des US-Verteidigungsministeriums plant das Unternehmen, bis 2026 Satellitenkonstellationen in die Umlaufbahn zu bringen und damit den Weg für eine nachhaltigere Zukunft der Raumfahrt zu ebnen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Raketen, die wie beispielsweise die Falcon9 fast eine Million Pfund (900.000 Pounds, etwa 408 Tonnen) Treibstoff verbrauchen, um der Schwerkraft der Erde zu entkommen, nutzt SpinLaunch reine kinetische Energie, um Nutzlasten zu starten. Das System besteht aus einer gigantischen, vakuumversiegelten Zentrifuge, die die Nutzlast mit extremer Geschwindigkeit dreht, bevor sie durch ein Startrohr freigesetzt wird.
Nach der Freisetzung wird der Satellit mit Geschwindigkeiten von bis zu 8.000 km/h an den Rand des Weltraums geschleudert – knapp zehn Mal schneller als die Mündungsgeschwindigkeit einer handelsüblichen .308 Winchester. Von dort aus kann ein kleiner Raketenbooster bei Bedarf letzte Korrekturen in der Umlaufbahn vornehmen.
Durch den Verzicht auf große chemische Treibstofftanks ist das SpinLaunch-System bis zu 10fach effizienter als herkömmliche Raketenstarts. Die Vorteile dieses Ansatzes sind bahnbrechend:
– Geringere Startkosten – Der Verzicht auf teuren Raketentreibstoff bedeutet billigere Satellitenstarts.
– Schnellere Startzeiten – Satelliten können innerhalb von Stunden statt Monaten gestartet werden.
– Umweltfreundliche Raumfahrt – Im Gegensatz zu chemischen Raketen entsteht kein großer Kohlenstoff-Fußabdruck.
– Sicherere und zuverlässigere Starts – Weniger bewegliche Teile bedeuten ein geringeres Ausfallrisiko.
Während es sich bei dem aktuellen Prototyp von SpinLaunch um eine suborbitale Testplattform handelt, arbeitet das Unternehmen bereits an einem vollwertigen orbitalen Startsystem, das bis 2026 einsatzbereit sein soll. Die endgültige Version wird dreimal so groß sein wie die derzeitige Testplattform.
SpinLaunch zielt darauf ab, ganze Satellitenkonstellationen in eine niedrige Erdumlaufbahn (LEO) zu bringen – interessant für Unternehmen, die Kommunikations-, Erdüberwachungs- und Verteidigungssatelliten starten wollen.
CEO Jonathan Yaney sieht in 10 erfolgreichen Tests innerhalb von 11 Monaten den Beweis der Zuverlässigkeit des Systems erbracht. Durch die Vergrößerung des Designs könnte SpinLaunch auch anstelle von Riesenraketen für künftige interplanetare Missionen eingesetzt werden, um Fracht zum Mond oder Mars zu transportieren. Außerdem müsste man nicht das Wasser des Mondes gleich wieder für Raketentankstellen auf dem Trabanten ver(sch)wenden.
Der Markt für Satellitenstarts wird derzeit nur von Raketenbetreibern beherrscht. Das von SpinLaunch gebotene Niveau in Sachen Kosteneffizienz und Startfrequenz erreichen sie alle nicht.
Aber: SpinLaunch hat jedoch auch seine Grenzen. Da das System ausschließlich auf kinetischen Startkräften beruht, ist es derzeit auf kleine Satelliten mit einem Gewicht von bis zu 200 kg beschränkt. Größere Nutzlasten – wie bemannte Missionen, Weltraumsonden und schwere Fracht – erfordern weiterhin herkömmliche Raketenstarts.
Für Kleinsatelliten und deren schnellen Einsatz könnte SpinLaunch jedoch eine Disruption im Startgeschäft darstellen.
Mit der Unterstützung großer Industrieunternehmen wie der NASA und Airbus arbeitet SpinLaunch nun am Bau eines Orbitalstartsystems in vollem Umfang an einem Standort an der Küste, der Entwicklung einer stärkeren Satellitenabschirmung, die extremen Startkräften standhält, und der Ausweitung der Partnerschaften mit globalen Satellitenunternehmen.
Wenn SpinLaunch erfolgreich ist, könnte es die ganze Startbranche auf den Kopf stellen.
Quelle:
https://indiandefencereview.com/gigantic-catapult-satellites-no-rocket/