Wahlrecht nach Quantenmechanik: Wo Gewinner gleichzeitig Verlierer sind

Adler in sw rot gold mit Tränen
Quelle: AI Copilot 05.03.2025

Serviceangebot von KTR für Raumfahrt-KMU

Vor dem 23. Februar 2025 leistete Deutschland sich noch das nach China zweitgrößte Parlament der Welt, wobei das chinesische immerhin 1,4 Milliarden Menschen vertritt, das deutsche gerade mal um die 80 Millionen. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet wäre die Bundesrepublik tatsächlich schon lange auf Platz 1 der Parlaments-Charts gelandet. Auch die ab dem 21. Bundestag drohenden Kosten von nun fast einer Milliarde Euro hätten neue Rekorde gesetzt. Doch bekanntermaßen ist es zur allseitigen Erleichterung nicht so weit gekommen: Die Wahlrechtsreform hat ihre Bremswirkung erzielt und den neuen Bundestag verschlankt.

Das ist nicht ohne Folgen geblieben, vor allem nicht in den Wahlkreisen. Denn zum ersten Mal in der Geschichte des Bundestages haben neue Regeln dafür gesorgt, dass Gewinner auch gleichzeitig Verlierer sein können. Im neuen Bundestag sitzen längst nicht alle, die ihren Wahlkreis per Erststimme der Wähler gewonnen haben: nicht mehr per Direktmandat überschreitbare Ziellinie ist neuerdings eben die nach Zweitstimmenergebnis zulässige Verteilung der Wahlkreise im Land.

So werden also künftig auch einige Wahlkreise von den Verlierern der Wahl im Bundestag vertreten werden, ganz einfach deshalb, weil diese über die Landesliste in den Bundestag einziehen und eben dort dann die einzigen sind, die für diesen Wahlkreis stehen können. Insgesamt trifft dies auf 23 der 299 Wahlkreise zu. Völlig verwaist, weil eben außer dem ausgeschiedenen Erstimmen-Gewinner gar niemand für diesen Wahlkreis steht, sind insgesamt 4 Wahlkreise, drei in Baden-Württemberg (Tübingen, Stuttgart II – keine RF-KMU – und Lörrach-Mühlheim – 1 RF-KMU) und einer in Hessen am europaweit bekannten Raumfahrtstandort Darmstadt, der Heimat von nicht weniger als 23 unserer RF-KMU und Startups. Derzeit steht noch die Möglichkeit an, dass diese Kreise von den Vertretern aus Nachbarkreisen „adoptiert“ werden.

KTR wollte wissen, welche Änderungen sich gegenüber der Situation in den Wahlkreisen der deutschen Raumfahrt-KMU noch vor dem 23. Februar nun eingestellt haben. Dies betrifft über die genannten Änderungsfaktoren hinaus übrigens auch den Zuschnitt einiger Wahlkreise. Denn um sie in der Größe mehr aneinander anzugleichen, wurden die geografischen Grenzen einiger Wahlkreise verschoben. Es ist also theoretisch auch möglich, dass sich einzelne Raumfahrt-KMU nach der Wahl ohne eigenes Zutun nicht mehr im angestammten Wahlkreis befinden.

Um dies alles abzuklären, hat KTR in enger Abstimmung mit den neuesten Statistiken der Bundeswahlleitung die eigenen Datenkonvolute zu der neuen Situation in RF-KMU-Wahlkreisen in Relation gesetzt und in einer Gesamtdarstellung zusammengefasst. Die wichtigsten Änderungen: bis zum 23. Februar 2025 gab es 95 Wahlkreise, die Raumfahrt KMU beheimateten. Jetzt sind es 98, und abgesehen von weiteren Details hat sich gerade auch beim Tableau der betreffenden MdB etwas getan. 85 der bisherigen 227 MdB dürfen/müssen sich jetzt nach der Wahl verabschieden, im Klartext: 37,44 % der MdB, die bisher entweder aufgrund ihrer Verantwortung für Wahlkreise mit RF-KMU, oder weil sie eben dort verortet sind, auch besonders für eben diese hätten eintreten können, werden jetzt durch solche ersetzt, die vermutlich zum größten Teil Raumfahrt und Raumfahrt-KMU als Thema neu entdecken müssen. In wenigen Fällen ist dies durchaus bedauerlich. Für sie hat die Excel-Tabelle von KTR zu den neuen Wahlkreisrepräsentanzen eine eigene Spalte mit einem bis dato eher ungebräuchlichen Symbol bekommen: Eine Träne steht hier für den Verlust von MdB, die sich zuletzt auch in der Herbstaktion von KTR (vergleiche Welche Raumfahrt-KMU haben in Berlin eine Stimme) gegen die in Sachen RF-KMU-Aktion gleichgültige und desinteressierte Mehrheit der MdB als engagierte und zuverlässige Stimme der Raumfahrt-KMU aus den Wahlkreisen in Berlin erwiesen haben.

Exemplarisch genannt seien hier etwa Ralph Lenkert, Die Linke, Volker Ullrich, CDU und Volker Redder, FDP. Weitere hoch engagierte und den Anliegen der RF-KMU aufgeschlossene MdB haben die historische Wahlzäsur überlebt. Ihnen allen gebührt großer Dank. 

Den Ausscheidenden wünscht KTR alles erdenklich Gute für die weitere persönliche Zukunft, und ihren Nachfolgern Energie und Leidenschaft im täglichen, eben nicht nur sonntäglichen Einsatz für die Belange des Raumfahrt-Mittelstandes.

Die ab der Konstituierung des 21. Deutschen Bundestages gültigen Daten ihrer Wahlkreise können Raumfahrt-KMU individuell unter redaktion-politik@klartext-raumfahrt.de abrufen und dabei nicht nur erfahren, mit wem sie es in den nächsten voraussichtlich vier Jahren zu tun haben, sondern auch, in welchen Wahlkreis sie möglicherweise neu „hineingerutscht“ sind.